Opfer bekommen ein Gesicht
Ausstellung mit Porträts von 40 Holocaust-Überlebenden auf dem Kepler-Schulhof
Von Linda Braunschweig (IVZ)
Ibbenbüren · Dienstag, 29.10.2024
Ibbenbüren · Dienstag, 29.10.2024
Da steht er nun, hochgewachsen und aufrecht neben seinem großen Porträtbild auf dem Schulhof des Johannes-Kepler-Gymnasiums: Dr. Boris Zabarko. Weder seine 88 Lebensjahre noch seine leidvolle Geschichte haben ihn gebeugt. Sein Bild erinnert zusammen mit den 39 weiteren in der Ausstellung „Gegen das Vergessen“ an die Gräueltaten der Nazis. Die Porträts sind auch eine Mahnung. Mehr noch verkörpert aber Zabarko selbst an diesem Tag die Erinnerung: Er hat überlebt. Und er erzählt bereitwillig, was er erlebt hat, „damit diese grausame Zeit nicht vergessen wird“.
Der ukrainische Historiker ist einer von mittlerweile rund 500 Holocaust-Überlebenden, die der Fotograf und Filmemacher Luigi Toscano weltweit porträtiert hat.
Er präsentiert seine Werke bewusst öffentlich, damit sie möglichst viele Menschen erreichen. Weltweit haben mehr als eine Million Menschen die Bilder gesehen, unter anderem in Berlin, New York und Paris. Toscano wurde für seine Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Der ukrainische Historiker ist einer von mittlerweile rund 500 Holocaust-Überlebenden, die der Fotograf und Filmemacher Luigi Toscano weltweit porträtiert hat.
Er präsentiert seine Werke bewusst öffentlich, damit sie möglichst viele Menschen erreichen. Weltweit haben mehr als eine Million Menschen die Bilder gesehen, unter anderem in Berlin, New York und Paris. Toscano wurde für seine Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Der Ibbenbürener Schulseelsorger Christoph Moormann hat mit vielen Unterstützern dafür gesorgt, dass die Porträts nach Ibbenbüren kommen. Am Montagvormittag wurde die Ausstellung eröffnet. Es sei eine Ehre, Dr. Boris Zabarko hier zu haben, sagte Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer, der auch die Schirmherrschaft der Ausstellung übernommen hat. Er habe sich gefragt, wie es sich wohl anfühlen müsse, in die Gesichter dieser Menschen zu blicken. In ihnen seien Schmerz und Leid zu sehen, aber sie würden auch Hoffnung geben, durch die Wärme und Güte, die viele ausstrahlten. Eine Güte, die angesichts ihrer Lebensgeschichte kaum zu fassen sei.
„Hier wird Geschichte unterrichtet“, sprach der Verwaltungschef die nahen Schulgebäude an. Aber die Bilder Luigi Toscanos nähmen den nackten Zahlen, die dabei oft vermittelt würden - sechs Millionen Juden wurden von den Nationalsozialisten ermordet - ihre Abstraktheit. „Die Opfer bekommen ein Gesicht.“ Der Betrachter erhalte einen anderen Zugang. Und, so stellte Schrameyer fest, dieser Ort sei dafür genau richtig. An Zabarko gewandt betonte er: „Wer könnte den Zahlen mehr Individualität geben als Sie? Sie lassen uns teilhaben an Ihrem Schicksal und machen Geschichte anschaulich.“ Das helfe gegen das Vergessen.
Sowohl Marc Schrameyer als dann auch Hartmut Niehues, leitender Pfarrer der Katholischen Kirche Ibbenbüren und Brochterbeck, dankten dem Team um Christoph Moormann und den zahlreichen Unterstützern. Es sei ein „Zeichen der Hoffnung“, dass sich auch viele Schüler an der Ausstellung beteiligten, sprach Niehues die „Schüler-Guides“ von Kepler-Gymnasium und Erna-de-Vries-Gesamtschule an. Sie haben sich intensiv mit der Ausstellung und mit einzelnen Lebensgeschichten der Porträtierten beschäftigt und werden in den kommenden drei Wochen Schülergruppen durch die Bilder-Galerie führen. Hartmut Niehues machte auf die Bedeutung von Erinnerung aufmerksam und mahnte, Stellung zu beziehen, wenn heute „das Vergessen von politisch interessierter Seite gefordert wird“. Er wünsche der Ausstellung viele Besucher.
Auch Dr. Boris Zabarko ergriff auf dem Schulhof das Wort. „Ich bin einer der letzten Überlebenden des Holocaust und danke allen, die diese Ausstellung möglich gemacht haben.“ Er bat, die Erinnerung aufrecht zu halten. Es werde stets über die Nazi-Verbrechen gesprochen, aber zu wenig über die Überlebenden und diejenigen, die ihr Leben riskierten, um Juden zu helfen. Luigi Toscano sei um die ganze Welt gereist, um die Fotos zu machen und die Geschichten aufzuzeichnen. Ihm sei er sehr dankbar. Gerade jetzt, wo der Antisemitismus in der Welt wieder ein großes Ausmaß annehme, sei es „umso wichtiger, die Erinnerung zu bewahren, damit die ganze Welt weiß, wie schrecklich es war und das nicht mehr passiert.“
Luigi Toscano weilte am Montag für weitere Porträtaufnahmen in Polen. Er wird seine Ausstellung in Ibbenbüren in zwei Wochen besuchen.
Bis zum 15. November sind die Bilder nun auf dem Schulhof zu sehen. Die Guides sind montags bis freitags jeweils von 10 bis 11 und von 16 bis 17 Uhr vor Ort. Dazu samstags von 15 bis 16 Uhr und sonntags von 11 bis 12 und von 15 bis 16 Uhr. Darüber hinaus können weitere Termine per E-Mail an cmoormann@web.de vereinbart werden.
„Hier wird Geschichte unterrichtet“, sprach der Verwaltungschef die nahen Schulgebäude an. Aber die Bilder Luigi Toscanos nähmen den nackten Zahlen, die dabei oft vermittelt würden - sechs Millionen Juden wurden von den Nationalsozialisten ermordet - ihre Abstraktheit. „Die Opfer bekommen ein Gesicht.“ Der Betrachter erhalte einen anderen Zugang. Und, so stellte Schrameyer fest, dieser Ort sei dafür genau richtig. An Zabarko gewandt betonte er: „Wer könnte den Zahlen mehr Individualität geben als Sie? Sie lassen uns teilhaben an Ihrem Schicksal und machen Geschichte anschaulich.“ Das helfe gegen das Vergessen.
Sowohl Marc Schrameyer als dann auch Hartmut Niehues, leitender Pfarrer der Katholischen Kirche Ibbenbüren und Brochterbeck, dankten dem Team um Christoph Moormann und den zahlreichen Unterstützern. Es sei ein „Zeichen der Hoffnung“, dass sich auch viele Schüler an der Ausstellung beteiligten, sprach Niehues die „Schüler-Guides“ von Kepler-Gymnasium und Erna-de-Vries-Gesamtschule an. Sie haben sich intensiv mit der Ausstellung und mit einzelnen Lebensgeschichten der Porträtierten beschäftigt und werden in den kommenden drei Wochen Schülergruppen durch die Bilder-Galerie führen. Hartmut Niehues machte auf die Bedeutung von Erinnerung aufmerksam und mahnte, Stellung zu beziehen, wenn heute „das Vergessen von politisch interessierter Seite gefordert wird“. Er wünsche der Ausstellung viele Besucher.
Auch Dr. Boris Zabarko ergriff auf dem Schulhof das Wort. „Ich bin einer der letzten Überlebenden des Holocaust und danke allen, die diese Ausstellung möglich gemacht haben.“ Er bat, die Erinnerung aufrecht zu halten. Es werde stets über die Nazi-Verbrechen gesprochen, aber zu wenig über die Überlebenden und diejenigen, die ihr Leben riskierten, um Juden zu helfen. Luigi Toscano sei um die ganze Welt gereist, um die Fotos zu machen und die Geschichten aufzuzeichnen. Ihm sei er sehr dankbar. Gerade jetzt, wo der Antisemitismus in der Welt wieder ein großes Ausmaß annehme, sei es „umso wichtiger, die Erinnerung zu bewahren, damit die ganze Welt weiß, wie schrecklich es war und das nicht mehr passiert.“
Luigi Toscano weilte am Montag für weitere Porträtaufnahmen in Polen. Er wird seine Ausstellung in Ibbenbüren in zwei Wochen besuchen.
Bis zum 15. November sind die Bilder nun auf dem Schulhof zu sehen. Die Guides sind montags bis freitags jeweils von 10 bis 11 und von 16 bis 17 Uhr vor Ort. Dazu samstags von 15 bis 16 Uhr und sonntags von 11 bis 12 und von 15 bis 16 Uhr. Darüber hinaus können weitere Termine per E-Mail an cmoormann@web.de vereinbart werden.
Ich bin einer der letzten Überlebenden des Holocaust.
Dr. Boris Zabarko