„Das ist eure Zukunft - also entscheidet darüber“

Podiumsdiskussion am Kepler

Von, Lara Keller
Ibbenbüren · Donnerstag, 23.01.2025
Mit welcher Partei kann ich mich identifizieren? Wer kann mir eine sichere und aussichtsreiche Zukunft ermöglichen? Von welchen Strömungen möchte ich mich eher distanzieren? – Das sind aktuelle Fragen, die offenbar besonders die Jugendlichen anlässlich der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar beschäftigen.

Um die Oberstufenschüler bei ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen, organisierte der Q2-Leistungskurs Sozialwissenschaften des Johannes-Kepler-Gymnasiums mit Lehrer Tobias Mönninghoff eine Podiumsdiskussion mit bekannten regionalen Politikern.

Mit Heik Gregorian (BSW), Ulrich Thoden (Die Linke), Sozialdemokrat Jürgen Coße, Jan-Niclas Gesenhues (Bündnis 90/Die Grünen), Andrea Stullich (CDU), FDPler Ekkehard Grützner und Martin Ostermann von der AfD kamen am Montagmorgen die zur Wahl stehenden Direktkandidaten oder ihre Vertreter im Gymnasium zusammen. Die Moderation übernahmen die angehenden Abiturienten Oskar Landau, Sarah Traeger und Hanna Schmidt.

„Ist Europas Sicherheit in Gefahr?“ Mit dieser Fragestellungen startete die Diskussionsrunde. Beim derzeitigen Weltgeschehen und den täglichen Negativnachrichten würden sich viele Jugendliche bedroht fühlen, wie die Moderatoren erzählen. Doch die Lokalpolitiker beruhigten. So sei Deutschland immer noch „in Europa eingebettet, mit starken Nachbarländern“, sagte Grünenpolitiker Gesenhues. Deshalb sei es wichtig, weiter den außenpolitischen Kurs „Europe United“ beizubehalten. Doch darüber gab es Uneinigkeit. So solle die außenpolitische Strategie eher „Germany First“ heißen, wie AfDler Martin Ostermann findet. Dafür gab es heftigen Gegenwind von den anderen Parteien.

 
Auch bei der Migrationspolitik waren die Politiker nicht unbedingt einer Meinung. FDP-Mann Grützner betonte, dass Migration „überlebenswichtig“ für unser Land sei, da wir die Fachkräfte bräuchten. Außerdem forderte Grützner, dass wir aufhören sollten, Einwanderer anhand ihrer Herkunft zu unterscheiden. BSW-Vertreter Gregorian teilte seine persönlichen Erfahrungen. Er selber sei in seiner Kindheit als Kriegsflüchtling nach Deutschland gekommen und kenne die Zustände in den Asylheimen und die Lebenssituation der Bewohner. „Und da muss auch etwas getan werden“, untermauerte der BSWler. Dennoch müsse illegaler Migration eine Grenze gesetzt werden.

Bei der Thematik Sozialpolitik forderte besonders der Linke-Vertreter Ulrich Thoden einige Veränderungen in unserem Sozialsystem. So sei eine Erhöhung des Bürgergelds bei der derzeitigen misslichen Wirtschaftslage längst überfällig. Außerdem sei die veränderte Besteuerung zugunsten der Unter- und Mittelschicht ein großer Wunsch seiner Partei. Auf die Frage, ob das Sozialsystem eher Bequemlichkeit statt Eigeninitiative fördere, hat SPD-Direktkandidat Jürgen Coße eine klare Antwort: „Keiner liegt freiwillig in der Bürgergeld-Hängematte“.

CDUlerin Andrea Stullich schnitt außerdem das Thema Gleichberechtigung an, indem sie kritisierte, dass sie die einzige Frau in dieser Runde sei. Dafür erntete die Vertreterin von Anja Karliczek von den 300 Zuhörern tosenden Applaus.

Bei der anschließenden offenen Fragerunde aus dem Schülerplenum überzeugten besonders die Jugendlichen. Mit teilweise brisanten, aber größtenteils sachlich und gut informierten Fragestellungen brachten die jungen Erwachsenen den ein oder anderen Politiker ins Grübeln und regten erneut eine interessante Diskussion an. Doch nicht nur dafür verdiente das Publikum Lob.

Ohne Zwischenrufe und stattdessen mit zustimmenden Applaus und respektvollem Umgang ermöglichten die Oberstufenschüler diese offene und lebendige Diskussion. Auch die anwesenden Lokalpolitiker verhielten sich trotz kleinerer Seitenhiebe und klarer Distanzierungen von anderen Parteien größtenteils respektvoll und verzichteten auf einen heftigen Schlagabtausch.

Ein großes Lob gilt ebenfalls den drei Moderatoren Sarah Traeger, Oskar Landau und Hanna Schmidt. Die Schüler des Q2-Leistungskurses Sozialwissenschaften führten gut vorbereitet, souverän und vor allem locker durch die Veranstaltung. Auch wenn sicherlich nicht alle Fragestellungen und Themenbereiche aufgegriffen werden konnten, sei die Diskussion mehr als aufschlussreich gewesen, wie die angehende Abiturientin Laura Gutt empfindet. „Durch die Veranstaltung konnten wir Schüler die Parteien nah erleben und verschiedene Perspektiven genauer verstehen und auch hinterfragen“, so die Jugendliche.

Am Ende der Diskussion gab es von den Lokalpolitikern ebenfalls anerkennende Worte für die jungen Zuhörer und die Moderation. Ekkehard Grützner verabschiedete sich mit dem Appell: „Ihr seid jung und das ist eure Zukunft - also entscheidet darüber!“

„Durch die Veranstaltung konnten wir die Parteien nah erleben und verschiedene Perspektiven verstehen und hinterfragen“
Laura Gutt, angehende Abiturientin
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