Unsere Projekte in Nepal
Anfänge und Idee des Projekts
Landschaftliche Schönheit, kulturelle Vielfalt und die besondere Herzlichkeit der Menschen in einem der ärmsten Länder der Welt führten die ehemalige Kollegin Franziska Wirtz-Königshausen vor über zehn Jahren in das Dorf Lamidanda, welches in einer entlegenen Bergregion des Himalaya lin Nepal iegt und nur zu Fuß erreichbar ist. Aus diesem ersten Besuch hat sich das Nepalschulprojekt als ein Langzeitprojekt des Johannes-Kepler-Gymnasiums entwickelt, welches die Schul- und Dorfentwicklung von Lamidanda (Distrikt Ghorka) unterstützt. Eine langfristige Partnerschaft ist in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung, zum einen, weil dies die Möglichkeit einer nachhaltigen und nachvollziehbaren Entwicklung ermöglicht, zum andern, weil die Schülerschaft des Kepler auf diesem Wege einen intensiven und persönlich vermittelten Eindruck von Entwicklungsarbeit erhält. Gerade die persönlichen Beziehungen ermöglichen eine Identifikation der Schulgemeinschaft mit diesem Projekt, sodass viele Schüler des Kepler Gymnasiums inzwischen von „unserer“ Partnerschule sprechen.
Um auch vor Ort einen Ansprechpartner zu haben, arbeiten wir mit unserer Partnerorganisation CCODER („Center of Community Development and Research“) zusammen, eine nepalesische Nicht-Regierungsorganisation, die Dörfer in entlegenen Bergregionen bei ihrer Entwicklung berät und unterstützt. Ziel ist die gemeinschaftliche Verantwortung und Arbeit für Ernährung, Einkommen, Bildung und ärztliche Versorgung.
Das Nepalschulprojekt lebt in erster Linie natürlich von Spenden. In den letzten Jahren konnten durch Spendenprojekte in der Schule wie Weihnachtsaktionen, Sponsorenläufe, Sammelaktionen auf Abiturentlassungsfeiern und Privatspenden jährlich mehrere Tausend Euro überwiesen werden, um unseren nepalesischen Freunden eine verlässliche Planung zu ermöglichen. Durchgeführt werden diese Aktionen von der Schülervertretung und der Einen-Welt-AG, die sich neben dem Schulprojekt auch über allgemeine Themen der Entwicklungshilfe informiert. Ein Engagement welches den Horizont der Schüler erweitert, in dem ein Blick über den eigenen Tellerrand gewagt wird.
Über den Fortschritt der gemeinsamen Anstrengungen bekommen wir in regelmäßigen Abständen Berichte und Fotos zur Dokumentation. Damit Spendengelder direkt und ohne Abzüge den Adressaten zukommen, wurde 2005 ein gemeinnütziger Verein gegründet, über den alle Interessierten unseren Partnern in Nepal Unterstützung zukommen lassen können. Beflügelt wurde das Engagement unserer Schule durch die Teilnahme und Resonanz am Bundeswettbewerb „Eine Welt für alle“. „Die Aktivitäten an Ihrer Schule im Lernbereich Globale Entwicklung sind vorbildlich“ bekam die SV als Anerkennung zusammen mit persönlichen Urkunden bescheinigt, die Klasse 5c erzielte sogar einen vierten Preis.
Ein persönlicher Kontakt ist uns wichtig und so haben seit 2005 alle zwei Jahre Kolleginnen und Kollegen des Kepler-Gymnasiums das Dorf besucht. Dabei konnten wir uns von den Fortschritten unseres Projektes überzeugen und persönliche Kontakte knüpfen. Im Gepäck hatten wir Briefe von unseren Schülern, die vor Ort mit großer Spannung und regem Interesse erwartet wurden.
Die ersten Maßnahmen vor Ort
In den ersten zehn Jahren der Zusammenarbeit konnten mit viel Engegement große Fortschritte erreicht werden. Jedes Haus wurde z.B. mit einer Außentoilette ausgetsattet und eine Solarzelle auf dem Dach und einen Rauchabzug über der offenen Feuerstelle in der Küche verbesserten die Wohnbedingungen der Dorfbewohner. Mit Spendenmitteln des Schulvereins konnte die Schule erweitert und besser ausgestattet werden: Räume für das Lehrerkollegium und die Schulleitung, ein Computerraum, ausgestattet mit drei Computern, sowie eine Bibliothek und eine mit EU-Mitteln geförderten Solarablage. Die hygienischen Verhältnisse konnten durch den Bau von Toiletten und die Versorgung mit fließendem Wasser verbessert werden. Durch die finanzielle Unterstützung des Bundesministeriums für Entwicklungshilfe konnte Anfang 2014 ein Kleinwasserkraftwerk zur Stromversorgung in Eigenleistung der Dorfbewohner fertig gestellt werden. Ein Anschlussprojekt wurde mit Hilfe des Vereins durch die Deutsche Botschaft in Kathmandu realisiert. Um der aktuellen Problematik der Landflucht entgegen zu wirken, unterstützt der Verein ein Projekt zur Einkommensverbesserung und notwendige Lehrerfortbildungen.
Umbrüche nach dem Erdbeben 2015
Wenige Sekunden reichten bei dem großen Erdbeben Ende April 2015, um diese Aufbau-Arbeit der letzten 10 Jahre zu zerstören. Einzig das Wasserkraftwerk blieb fast vollständig erhalten und konnte nach schnellen Reparaturarbeiten an den Kanälen wieder arbeiten, was den Dorfbewohnern eine Stromversorgung ermöglichte. So hatten wir – im Unterschied zu vielen anderen entlegenen Bergregionen – bald nach dem Erdbeben wieder Kontakt nach Lamidanda und konnten uns über die aktuelle Lage informieren.
Im Herbst 2015 konnte sich Frau Wirtz-Königshausen mit einer Reisegruppe persönlich ein Bild von der Zerstörung durch die Naturgewalten überzeugen. Der Anblick der zerstörten Schule und der Ruinen des Dorfes Lamidanda verbreitete Trauer und Fassungslosigkeit. Das große Engagement und Interesse aus Ibbenbüren ist für die einheimische Bevölkerung jedoch ein Hoffnungsschimmer für eine Zukunft in ihrer Heimat, was in der Freude und großer Dankbarkeit gegenüber der Reisegruppe zum Ausdruck gekommen ist.
Mit Hilfe zahlreicher Spenden wurden zwei Projekte zum Wiederaufbau auf den Weg gebracht. Zum einen geht es um einen erdbebensicheren Wiederaufbau von Dorf und Schule zum anderen um einen Hilfsfonds für besonders betroffene Familien.
Weiterentwicklung des Schulprojekts
In den letzten Jahren hat der Verein neue Stufen der Entwicklungshilfe in Angriff genommen. Die Versorgung von ca. 100 Haushalten mit Strom ist die Grundlage für neue Einkommensmöglichkeiten durch elektrische Geräte zur Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte wie Reis, Öl und Kardamom. Nach dem verheerenden Erdbeben 2015 konnte eine Schulung zur Ziegenhaltung vielen Familien die tägliche Versorgung sichern und damit die Möglichkeit für ein langfristiges Einkommen geben. Das Ziegenprojekt ist Teil des Langzeitprojektes LEAP (Lamidanda aerea Enterprise Adaption Programm), bei dem es um eine langfristige Verbesserung der dortigen Lebensbedingungen geht. Dazu gehörte kurz nach den Erdbeben auch die Schulung von 60 Männern zu Maurern und Schreinern, die beim Neubau der zerstörten Häuser jetzt als Facharbeiter tätig werden können.
Auch in Ibbenbüren hat sich die gemeinnützige Arbeit des Nepalschulvereins herum gesprochen. Seit einigen Jahren unterstütz auch die Johannes-Bosco-Grundschule den Verein. Dabei steht die finanzielle Unterstützung einer Grundschule in dem Dorf Milim (in der näheren Umgebung von Lamidanda) im Fokus. An Projekttagen informieren sich die Ibbenbürener Kinder über das Land und die Menschen in Nepal. Auf den jährlichen Weihnachtsbasaren werden selbstgestaltete Kleinigkeiten angeboten, um das Projekt zu unterstützen. Dabei befinden sich die Grundschule und das Gymnasium kontinuierlich im Austausch.