Von der Professoren-Biografie bis Social Media
Hurrelmann diskutiert mit Pädagogik-LK
Vor den abendlichen 3. Ibbenbürener Schulgesprächen hatte sich Prof. Dr. Klaus Hurrelmann Zeit für Schüler genommen. Er war beim Pädagogik-Leistungskurs der Q1 des Kepler-Gymnasiums zu Gast.
Von Anke Beiing
Ibbenbüren · Freitag, 24.02.2023
Noch in ihrer jüngsten Klausur hatten sich die Schülerinnen und wenigen Schüler des Pädagogik-Leistungskurses der Q1 des Kepler-Gymnasiums mit der Entwicklungstheorie von Professor Dr. Klaus Hurrelmann beschäftigt. Am Donnerstagnachmittag bekamen sie ihn nun persönlich zu Gesicht, durften ihn mit Fragen löchern und sich umgekehrt seinen Fragen stellen. Ihre Kurslehrerin Marlies Stieneker hatte den Pädagogen eingeladen. Und der dachte sich: „Wenn ich schon mal in Ibbenbüren bin, kann ich auch in die Schule gehen.“
Um das Eis zu brechen, gab Hurrelmann zunächst einen Einblick in seine eigene Jugendbiografie, die ihn – so vermutet er – auf das Fach gebracht hat, in dem er schließlich führend in Deutschland wurde. In der Grundschule habe er sich als so guter Schüler erwiesen, dass ein Lehrer seine Eltern überzeugte, ihn aufs Gymnasium zu schicken. „Das war komisch“, sagte Hurrelmann. „Da waren nur ganz wenig Mädchen und alle Kinder von sehr gut situierten Eltern.“ Da seine eigene Familie nicht wohlhabend war, er also etwa in Sachen Kleidung nicht mithalten konnte, versuchte er über seine schulischen Leistungen, in den elitären Kreis aufgenommen zu werden. Der Plan ging nicht auf, stattdessen wurde er als Streber gemobbt. Um doch irgendwie dazu zu gehören, benahm er sich daraufhin absichtlich daneben. Das half zwar zunächst in Sachen Integration, gipfelte aber letztlich in ein paar Wochenenden Jugendarrest. Seiner Schule verwiesen, nahm ihn anschließend keine andere Schule in Niedersachsen mehr auf, sodass er sein Abitur schließlich in Bremerhaven machte.
Der Pädagogik-LK lauschte der Geschichte aufmerksam. Gut so, denn Hurrelmann wollte anschließend wissen, an welchen Entwicklungsaufgaben er selbst damals gescheitert sei und welche ihm gelungen seien.
Zudem interessierte ihn, wie die Schüler durch die Corona-Pandemie gekommen sind.
„Man hat sich schon mehr isoliert“, räumte Thees ein. Emilia sah Formen der Ausgrenzung durch sehr unterschiedliche Voraussetzungen im Homeschooling, Luisa hat bei ihrer Schülergeneration ein Defizit in Sachen Berufsorientierung/Zukunftsplanung ausgemacht, Sina fand die Ablösung von den Eltern schwierig, da sie so viel zu Hause war.
Die Schüler ihrerseits wollten von Hurrelmann etwa wissen, wie er zu den Sozialen Medien und idealisierten Körperbildern dort stehe. „Pädagogisch muss ich erreichen, dass der Mensch seinen Körper wertschätzt“, sagte er. „Wenn ich keinen Frieden mit mir schließe, lebe ich mit mir selbst im Krieg.“
Weitere Diskussionsthemen waren eine verpflichtende pädagogische Grundbildung für Eltern und das immer jüngere Eintrittsalter von Kindern in Kitas.